Herstellung eines Tunnelportals aus Beton

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Idee

Ich suchte nach einer Möglichkeit ein Tunnelportal (und später ev. auch Stützmauern und Brücken) in "einem Guss" für meine Gartenbahn massgeschneidert herzustellen. Die auf dem Markt erhältlichen Portale und Brücken haben vorgegebene Abmessungen und man muss seine Anlage diesen Objekten anpassen.
Eine erste Idee basierte auf einem gegossenen Portal ohne Struktur, auf dem in einem zweiten Arbeitsschritt ein Abrieb aufbracht wird, in dem man die "Steine" einritzt. Ich war aber skeptisch, ob diese Methode einen Winter in der Schweiz überleben würde. Also suchten wir nach einer anderen Lösung.
Die zündende Idee kam mir bei einem Spaziergang. Ich entdeckte auf einer Baustelle Resten von blauen Isolierplatten. Dieses Material wies eine ziemlich harte Oberfläche auf und beim Schneiden erhielt ich eine saubere Schnittfläche. Mein Schwiegervater hatte dann die geniale Idee: Die "Steine" müsste man mit einem starken Lötkolen einschmelzen. Ich dachte mir, dass diese Methode funktionieren könnte und beschloss im Winter einen Prototypen zu giessen.

Als Basis für die Abmessungen des Tunnelportals diente mir die nachfolgende 1:1 Skizze:

ZIP-Archiv: Zeichnung Portal (Corel Draw 8.0,WMF)

Ich habe die Zeichnung (CorelDraw) auf einem A3-Laserdrucker ausgedruckt und direkt als Vorlage verwendet. Notfalls kann man die Zeichnung auch um 50% verkleinern und auf einem Kopierapparat wieder vergrössern.
Ich empfehle aber dringend die Grösse des Portals vor Beginn zu testen. Am besten schneidet man sich ein Karton-Portal und prüft, ob auch die längste Lok oder der längste Wagen ohne Berührung passieren können.

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Herstellung

Ich beschreibe hier die Herstellung eines Tunnelportals (50cm breit, 45cm hoch, 8cm tief) für meine Gartenbahn.

Als Ausgangsbasis benutzte ich sog. Styrofoam Isolierplatten. Diese sind wasserabweisend, haben eine relativ feste Oberfläche und lassen sich mit einem Messer oder "heissen Draht" schneiden. Im Gegensatz zu den "weissen" Isolierplatten bekommt man bei diesem Material eine saubere Schnittfläche. Das Material ist leider nicht ganz billig: Baumarkt 125x60cm 55mm Dicke -> SFr. 15.60.
Ich benutzte einen "heissen Draht" für das Zuschneiden der Platten. Dieses Gerät ist sehr praktisch, da man auch "schiefe" Schnitte erstellen kann. Parallelschnitte werden mit Hilfe eines Alu-Anschlages erstellt. Durch die grosse Schnitthöhe kann man auch 15cm hohe Platten problemlos zuschneiden. Die Wärme des Drahtes wird mit Hilfe eines kleinen Trafos in mehreren Stufen eingestellt.

Das Gerät ist in der Schweiz bei der Firma OPO OESCHGER erhältlich: Nr. 2512401 "Styropor-Tisch-Schneidegerät" SFr. 285.00.

Vor dem Zusammenbau (Wichtig !) wurden nun die "Steine" in die Platten geschmolzen. Hierzu verwendete ich einen Lötkolben mit 22 Watt Leistung. Um die Steine effizient herstellen zu können, baute ich 2 kleine Messing-Stempel mit Abmessungen 20x10mm und 15x8mm, die ich direkt in den Lötkolben stecken konnte. Jetzt ging das Schmelzen der Steine sehr rasch, bzw. man musste mit zunehmender Wärme des Stempels immer vorsichtiger Schmelzen, um nicht zu grosse Löcher zu brennen.
Da sich beim Schmelzen Dämpfe entwickelten, machte ich diese Arbeit im Freien.
Die Abbildung rechts zeigt im Detail die "Steine". Wichtig ist, dass man bei den Kanten des Portals die Steine so erstellt, dass sie auch zusammenpassen. Ich schmolz zuerst die Steine in der Seitenwand oben und markierte dann auf der Front des Portals die Positionen der Steine. Analog ging ich beim Portal selber vor. Optisch sind die Fehler dann beim fertigen Portal praktisch nicht mehr sichtbar. Die dreieckigen Steine im Bereich des Portals schmolz ich ganz am Schluss mit einer Lötspitze.
Beim Schmelzen der Steine stellte ich fest, dass die Flächen der Isolierplatten sich gut schmelzen lassen, dass aber auf den Schnittflächen der Platten viel schneller Resten des Materials am Stempel hängen blieben.
Die vorbereiteten Teile wurden jetzt mit einem Spezialkleber zusammengebaut. Dieses Portal klebte ich mit "UHU por" (Hartschaumkleber aus dem Baumarkt) zusammen. Man muss beide Klebeflächen einstreichen, 20 Minuten trocknen lassen und dann fest zusammenpressen. Leider ist die Tube sehr klein und bei so grossen Flächen verzweifelt man fast, bis der Kleber aufgebracht ist.
In der Zwischenzeit habe ich einen anderen Kleber gefunden: "Schaumplattenkleber" der Firma Forbo (Baumarkt, orange Dose, 750gr, SFr. 12.90, Kunstgummi-Kontaktkleber). Er kann mit Pinsel oder Spachtel aufgetragen werden.
Zuletzt besprühte ich die ganze Form innen mit einem Silikon-Spray (WD-40). Dieser Silikonspray erlaubt am Schluss eine einfachere Trennung des Portals von der Form. Dieses Besprühen erweist sich als enorm wichtig, da sonst das Objekt fast nicht von der Form getrennt werden kann.
Jetzt ging es endlich los. Ich legte einen Bauplastik aus und legte die Form darauf. Ich wählte einen Platz in der Garage, wo die Form für die nächsten 2 Wochen nicht bewegt werden musste. Das ganze Gebilde wird sehr schwer und kann praktisch nicht verschoben werden, bis das Portal trocken ist.
Ich machte den Fertigbeton (Zementmörtel PC 400, Körnung 0-4mm, Maxit 904 in 40kg-Säcken aus dem Baumarkt) ziemlich flüssig an und goss ihn in Schichten von ca. 2cm Dicke in die Form. Nach jeder Schicht wurde der Mörtel "gestampft" (mit einem 4kant Holz oder einem Hammer), natürlich vorsichtig, damit die Form keinen Schaden erlitt. Insbesondere bei der ersten Schicht muss dies sehr gewissenhaft gemacht werden, damit in den "Steinen" keine Luftblasen zurückbleiben. Als die ganze Fläche "gestampft" war, folgte die nächste Schicht.
Auf Rat diverser "Beton-Experten" wurde in der Mitte des Portals eine Lage Armierungseisen eingelegt. Das fertige Portal hat ein stattliches Gewicht und würde beim Transport sonst vermutlich Schaden nehmen.
Das Portal war nun mit Mörtel aufgefüllt. Ich deckte es mit einem Plastik vorsichtig zu und liess es gute 14 Tage trocknen. Wie oben schon erwähnt sollte die Form jetzt nicht mehr bewegt werden, da die Isolierplatten sonst auseinanderbrechen oder eine Klebestelle sich lösen könnte. Damit die Oberfläche des Portals nicht zu rasch trocknen konnte, besprühte ich es alle 12h während den ersten 3 Tagen.
Nach 14 Tagen war die Oberfläche des Portals hellgrau und ich wagte den Versuch es aus seiner Form herauszunehmen. Jetzt kann die Form vorsichtig herumtransportiert werden.
Mein 2. Portal nahm ich bereits nach 1 Woche aus der Form und musste feststellen, dass es zu früh war. Der Beton war noch nicht vollständig durchgetrocknet und beim Trennen des Portals von der Form blieb eine dünne Schicht Beton in den Steinen der Form zurück. Diverse Defekte in der Oberfläche zeigten ebenfalls, dass ich noch länger hätte waren sollen.
Zuerst klappte ich die Seitenwände nach unten. Ich war überrascht, dass ich die Platten sehr gut vom Portal trennen konnte. Die Trennung der Frontplatte vom Portal war schon etwas schwieriger, doch auch diese Platte konnte ich als ganzes Stück entfernen. Jetzt blieb noch das Teil im Portal. Hier gab es nur die Möglichkeit mit dem Messer Stück um Stück herauszuschneiden (Haufen auf dem Foto unten).
Die Formteile waren in einem so guten Zustand, dass ich sie nach einer Reinigung für ein weiteres Portal wiederverwenden könnte. Ich war selber überrascht.
Nun musste natürlich mein erstes Portal zum Fototermin antreten. Die Ge 4/4 III passte durch das Portal und optisch sieht es nicht Mal so schlecht aus.

Ich liess das Portal weitere 2 Wochen an einem geschützten Ort trocknen. Vor dem Einbau bestrich ich das Portal 2mal mit einer sog. Silicon-Imprägnierung (Hersteller: LUGATO, Name: Trock'ne Mauer, Bezug: JUMBO Baumarkt). Diese Imprägnierung schützt die Oberfläche vor der Witterung.

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Bilder vom fertigen Tunnelportal

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© 2013 by This Manhart - Letzte Änderung: 2.3.2013