21. September 2012: Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all

Der Hotelbus zum Museum am andern Stadtende war auf halb 10 organisiert. Als wir kurz nach 10 auf dem Gelände ankamen, war da schon der Teufel los. Das Maani manii „kommt alle schnell her“ scheint gewirkt zu haben. Hunderte, nein tausende von Jugendlichen und Kindern tummelten sich schon vor dem Museum und vor dem Tempel. Wir blitzschnell in die Werkstatt, Blei aufheizen, Presse einfärben. Und dann ging die Post ab. Im Minutentakt haben wir Kindergruppen durchgeschleust. Und nur noch Schnellstdemo. Und der Lehrerin drei Kobugi-Lettern und drei Drucke gegeben: sie solle in der Klasse einen Wettbewerb machen und die bestplatzierten bekamen dann die Preise. Mehr ging nicht. Bei einer Klasse hat Hans-Ueli einem Jungen eine Letter gegeben. Dann war der Teufel erst recht los: Me too, me too, me too. In der Zwischenzeit habe ich mit dem Übersetzer eine Produktionsstrasse europäischen Zuschnittes eingerichtet: ich drucken, er Drucke abfüllen in Couverts, inklusive koreanischer Übersetzung unseres in deutscher Fraktur gedruckten Ausschnittes aus dem Jikji-Buch. Und blitschnell verteilen.

Zum Mittagessen wurden wir vom verantwortlichen Kulturchefredaktor des staatlichen Fernsehens KBS, der mit Frau Chin Im befreundet ist, in ein luxuriöses chinesisches Restaurant (mit Stühlen, der Rücken dankt sehr) eingeladen zu einem weiss-nicht-mehr-wieviel-Gänger. Alles wunderbar. Besonders ein gemischter Salat mit Fischscheiben und Crevetten, der mit einem nach Himbeer-Tiki-Brausetablette schmeckenden Dressing angemacht war.

Und dann blitzschnell zurück, und weiter drucken und giessen. Und dann stand auch schon der Stadtrat von Cheongju in fast corpore in der Bude. Das sind die mit dem ganz grossen Portemonnaie. Oder muss man hier eher sagen: Porte-Carte-Credit ? Alle sehr freundlich, sehr hilfreich und sehr schnell. Und schon wieder weg.

Und dann die nächste Kinderklasse. Und dann eine Gruppe von Senioren. Die waren aber noch schlimmer als die Kinder am morgen. Me too, me too, me too. Und dann kam der Vater unseres Übersetzers. Fast eine Art VIP. Dem Alter wird hier grösste Ehrerbietung entgegengebracht. Und und und. Übrigens: Etappensieg. Seit heute morgen haben wir zwar immer noch keinen Gross-Bildschirm, um unsere DVDs laufen zu lassen, dafür ein Notebook, auf dem als erstes der Postautowerbefilm übers Taminatal lief. Alle staunen ob der fantastischen Natur. Auch der oberste Museumsdirektor, der, trotz Chemotherapie, auch noch schnell am Stand auftauchte. Wir gaben ihm ein Exemplar unserer ‚Adelaide‘, die er gerührt annahm und ihr einen Ehrenplatz in seiner privaten Bibliothek versprach. Spyris Heidi ist hier allbekannt.

Und irgendwann war dann Abend. Und wir ab zur nächsten Einladung, diesmal vom obersten Festivaldirektor. Und diesmal gar nicht hochnobel und geschalt und gediegen. Nein, es ging in eine Strasse, wo es nur dutzende Restaurants gibt, die alle Schweinefleisch, das auf dem Tischgrill gebrutzelt wird, anbieten. Wir also rein, alle haben mit unseren ‚Western Bones‘ grosse Erbarmen, wir beide also an die Wandplätze, da kann man wenigstens anlehnen. Und dann die Tische mit der Gasleitung für den Tischgrill soweit auseinandergeschoben, dass wir sogar unsere Beine ausstrecken konnten. Und dann wurde aufgefahren. Und gegrillt. Schweinebauchstreifen. Und Zwiebeln. Und Knoblauch. Und Pilze. Und wieder all die feinen Zuspeisen. Leicht ungewohnt wurde das Fleisch mit der Schere zerschnitten. Und endlich, endlich gab es mal Bombe. Dieses Gemisch aus 19%-Reisschnaps und Bier. Die Köpfe bald ziemlich rot, die Stimmung lustig und gelöst, die Bäuche voll. Und noch eine Bombe. Freundschaft wird hier eingeschenkt, gegenseitig. Wieder so ein Realsymbol. Deshalb kann man ein Glas auch nicht ablehnen, das wäre Freundschaftsverweigerung. Ich beobachtete, wie sich die Koreaner zwischendurch Wasser und ‚unverdünntes‘ Bier einschenkten. Doch nicht so trinkfest ? Wir haben dann kurz ausgerechnet, dass das aufgeputschte Bier etwa unserem Weisswein entsprechen dürfte. Und davon kann man ja zwei, drei Glas trinken.

Und dann schnell zurück ins Hotel und versuchen, zwei bestellte hochaufgelöste Fotos für einen Artikel, der morgen Samstag im St.Galler Tagblatt erscheinen soll, auf digitalem Weg aus Samsungland raus- und heim nach Helvetien zu bringen. Übrigens technisch ein Digitaler Murks. West und Ost liegen weit auseinander.
Wir gestehen eine gewisse Müdigkeit ein. Bei so vielen Kindern. Morgen Samstag werde es noch verüuckter, haben uns alle versprochen. Samstag ist schulfrei und Familientag.

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